Montag, 15. Januar 2018

Fin de semana

Am Wochenende hatten die Kinder eine Veranstaltung im Rahmen der Fallas. Die Fallas ist ein valencianisches Frühlingsfest, welches 4 Tage lang im März gefeiert wird. Es ist bekannt als das zweitgrößte und lauteste in ganz Spanien. Künstler bereiten wochenlang über 10m hohe Figuren aus Pappmasche und Holz zu. Am Ende werden die ca. 750 Figuren verbrannt.
Auch gibt es Misswahlen,  Feuerwerke, Konzerte und natürlich viele Essensstände.
Nun gibt es auch Falleras, das kann man ein wenig mit dem deutschen Karneval vergleichen, denn es handelt sich dabei um eine König, König, Prinzessin und Prinz und viele Mitglieder. Das ganze Jahr über haben sie verschiedene Tanzveranstaltungen, Wahlen oder sonstiges. Meine drei sind auch Mitglieder bei den Fallas und haben daher auch die typisch valencianisches Fallas Gewänder. Die Kleider der Mädchen sind bunt bestickt und aus Brokat und Seide. Sie tragen Unterkleider, haben eine Schneckenfrisur mit Kopfschmuck und tragen aufwendigen Schmuck. Ich habe die Röcke hochgehoben und muss zugeben, dass selbst ich sie ganz schön schwer fand. Der Junge hatte ein Gewand an, das mich ein wenig an Piraten erinnert hat. Die ganze Vorbereitung, das Ankleiden, Schminken etc hat pro Kind mindestens 40 Minuten gedauert. Da ich die Fallas im März nicht miterleben kann, fand ich es schön die Gewänder trotzdem mal zu sehen.










Am Samstag kam Tresa, die jetzt ein Semester in Alicante studiert, mit ihrer Klasse nach Valencia. Sie hatte einen ziemlichen vollen Terminkalender, aber in ihren zwei Stunden Freizeit haben wir uns getroffen und sind durch die Stadt gelaufen. Es war wirklich sehr schön sie zu sehen und wir haben viel geredet (naja meistens ich). Trotzdem war es natürlich etwas fremd, weil man sich so lange nicht gesehen hat. Aber wer hätte gedacht, dass man sich das nächste Mal in Spanien wieder trifft. Sie kommt nächstes Wochenende nochmal nach Valencia, um sich ein Fußballspiel anzuschauen und ich hoffe wir können uns nochmal treffen und haben dann auch mehr Zeit.


Mit der Sprachschule war ich in letzter Zeit nicht so zufrieden. In einem Intensivkurs geht man viele Themen durch, aber einfach zu schnell. So rast man mal eben durch 2 Lektionen in der Woche und am Ende wird erwartet, dass man die Grammatik und Vokabeln natürlich kann. Auch ist der Unterricht auf Dauer ein wenig langweilig und monoton. Man weiß nach fast 4 Monaten eben genau was einen am nächsten Tag erwartet.
Letzte Woche waren wir noch 4 Schüler und heute kamen 5 neue dazu. Jetzt sind wir 2 Deutsche, 4 Koreaner, 1 Schweizer und 2 Amerikaner, also bunt gemischt. Das macht das ganze ein wenig interessanter, denn so arbeitet man nicht immer mit der gleichen Person zusammen und lernt etwas über andere Kulturen. Im Januar sind unglaublich viele neue Schüler an die Schule gekommen, wobei die meisten ein Auslandssemester in Valencia machen und daher alle Spanisch studieren. Das erklärt auch wieso das Niveau in der Klasse von einen auf dem anderen Tag so gestiegen ist.
Jedenfalls versuche ich jetzt ein wenig positiver zu denken, denn die Klasse mit neuen Schülern ist jedenfalls anfangs immer interessant und macht mehr Spaß, als wenn man mit den gleichen 3 Leuten seit Wochen im Klassenraum hockt.




Montag, 8. Januar 2018

Los reyes magos

Nach zwei wunderschönen und kalten Wochen in Deutschland bin ich am Donnerstag wieder zurück nach Valencia geflogen. Der Abschied ist mir unglaublich schwer gefallen, auch wenn es nur noch 6 Wochen sind, bis ich wieder zuhause bin. Ich habe mich in den zwei Wochen einfach wieder an das deutsche Leben gewöhnt; das Essen, mein Zimmer mit großem Bett, meine Familie und natürlich Tim. Im Kühlschrank war stets etwas das ich mochte, in meinem Zimmer konnte Unordnung herrschen, es gab keine Kinder, um die ich mich kümmern musste und man hat sich halt einfach wieder komplett wie zuhause gefühlt. Das Einzige was mir den Abschied ein bisschen leichter gemacht hat war dieses typisch deutsche Winterwetter mit seinen vielen Formen von Regen und der ständigen Dunkelheit. Jedenfalls bin ich Donnerstag morgen zurückgeflogen und war mittags schon wieder bei meiner Gastfamilie. Ich wurde leider nicht vom Flughafen abgeholt, was das ganze ''Was mache ich hier überhaupt'' Gefühl ziemlich verstärkt hat.. Die Kinder haben sich aber gefreut mich wiederzusehen und nach ein paar Tagen war ich auch wieder voll in der Routine drin. Schließlich ist mir der Tagesablauf, die Kinder und die Umgebung vertraut und es gab nichts an das ich mich erst neu gewöhnen musste so wie noch im September.

Schön war auch, dass die Feier der drei heiligen Könige -Los reyes magos- miterleben konnte. In Spanien geht Weihnachten nämlich bis zum 06.01 und bis dahin bleibt auch alles dekoriert. Der Sage nach klettern die drei heiligen Könige in der Nacht vom 05 auf den 06.01 durch ein Fenster und lassen den artigen Kindern Geschenke da. In Valencia gab es auch eine Parade, aber die haben wir uns nicht angeschaut. Stattdessen kamen abends die Geschwister von Laura mit ihren Kindern und wir haben zusammen gegessen. Ich musste zum Glück nicht am Kindertisch sitzen und so gab es bei den Erwachsenen Wein, Käse, Schinken, Lachs, Brot und Thunfischsalat; eben typisch spanisches Essen. Während des Essens war es unglaublich laut, weil die 7 Kinder im Wohnzimmer lautstark Gladiatoren gespielt haben, was aber niemanden zu stören schien. (Übrigens ist es schwer die Kinder zu zählen, wenn die Geschwister wirklich haargenau das gleiche tragen)
Anschließend durften die Kinder ins Schlafzimmer der Eltern, in dem eine Tüte mit Kleinigkeiten für jedes Kind wartete. Carlota hatte mir erzählt, dass sie zu den drei heiligen Könige in etwa die gleichen Geschenken bekämen wie zu Weihnachten und so hat es mich erleichert, dass es sich doch nur um Kleinigkeiten handelte, da sie zu Weihnachten schon seeehr viel bekommen haben (Unter anderen ein Kaninchen).

Um halb 1 nachts war der typisch spanische Hefe-Kuchen Roscon de Reyes immer noch nicht angeschnitten, sodass ich ins Bett gegangen bin.
Eigentlich hätte ich die Tradition gerne mitgemacht, aber ich war einfach zu müde und musste ja um 9 Uhr bereits wieder arbeiten. Die Früchte auf dem Kuchen sollen übrigens Edelsteine darstellen, die Gewänder der Könige symbolisieren sollen. Im Kuchen versteckt befindet sich eine kleine Porzellanfigur und eine trockene Bohne. Die Person, die das Glück hat die Figur in seinem Stück zu finden, wird zum König gekrönt und die Person, die die Bohne findet muss im nächsten Jahr den Kuchen kaufen und dem ''König'' ein Geschenk kaufen.


Nachdem die Gäste um 2 Uhr (!!!) endlich gegangen sind, konnte ich einschlafen. Am nächsten Morgen allerdings wurde ich schon sehr früh von den Kindern geweckt, die mich aufgefordert haben mein Geschenk auszupacken. Im Wohnzimmer befanden sich nämlich Geschenktüten für jeden, die die Könige für uns da gelassen haben. Die Kinder wurden wieder einmal reichlich beschenkt und die Geschenke vom Vortag waren schon wieder vergessen. Neben den materiellen Geschenken gab es auch noch eine Reise nach London. Ich hoffe irgendwann verstehen die Kinder wie privilegiert sie sind.. Für mich gab es auch etwas und zwar einen Weihnachtspulli mit einem Pinguin drauf, die passenden Socken dazu und eine Kulturtasche.
Mittags war die Familie dann bei den Großeltern und anschließend kamen die Nichten und Neffen von Antonio (diesmal nur 3) zu uns und wir haben abends Pizza bestellt.
Heute hatte ich meinen ersten Schultag und bin im B2.2 Kurs. Wir haben zwei neue Schülerinnen aus den USA, aber ansonsten ist die Klasse wie auch schon im Vorjahr.



Freitag, 15. Dezember 2017

Willkommen im Alltag

Anfang September war die Sprachschule noch brechend voll und jede Woche kamen neue Schüler hinzu und andere gingen. Aber im Verlaufe der letzten Woche ist es recht ruhig geworden und bin seit 4 Wochen mit den gleichen Schülern in einer Klasse. Mittlerweile hat man sich auch daran gewöhnt, dass es so viele Asiaten gibt, die Spanisch lernen wollen. Am Anfang hat es mich schon ziemlich irritiert, dass es so viele Koreaner und Chinesen in der Schule gibt, aber eigentlich ist es gar nicht so verwunderlich, da Asiaten ja bekanntlich sehr viel Zeit und Geld in ihre Ausbildung investieren. In meiner jetzigen Klasse sind wir jedenfalls 3 Deutsche, 3 Koreaner, 2 Chinesen und eine Belgierin. Der interkulturelle Mix ist eigentlich ganz interessant, aber an den Humor der Asiaten muss man sich erst gewöhnen.

Die Klassen werden mit dem höheren Niveau immer anspruchsvoller. Die Klasse B2.1 mache ich jetzt zum zweiten Mal, weil ich einfach mehr Zeit brauche, um das alles zu lernen. Bei meinen Kursen handelt es sich um Intensivkurse, dh 20 Stunden die Woche Grammatik, Audio, Sprechen und Schreiben. Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf der Grammatik und da jeden Tag etwas neues hinzukommt, verliert man schnell den Überblick. In Deutschland hat man eine Lektion im Buch mehrere Wochen lang behandelt und es gab Vokabellisten. Hier dagegen haben wir eine Woche Zeit für 2 Lektionen und müssen viel davon zuhause wiederholen und lernen. Auf Dauer ist das ein ganz schöner Stress und geht meiner Meinung nach auch viel zu schnell. Ich hätte lieber mehr Zeit, um die Grammatik etc zu verstehen und auch zu lernen sie anzuwenden, aber wir es kommt halt jeden Tag etwas neues hinzu.
Wenn ich zuhause mehr arbeiten würde, dann würde ich das sicherlich auch eher hinbekommen, aber bei nur 3 Stunden Freizeit am Tag fehlt mir einfach die Motivation, um nach der Schule alles zu wiederholen..

Nach gut 3 Monaten bin ich komplett im Alltag meiner Gastfamilie integriert. Ich weiß welches Kind was gerne isst, wann welche Aktivitäten sind und wie mein Tagesablauf aussieht. Mittlerweile bekomme ich auch nicht mehr täglich einen detaillierten Tagesplan der Mutter. Mit den Kindern bin ich eigentlich nur noch alleine und die Mutter kommt meistens zum Abendessen nach Hause. Besonders stressig ist mein Tag eigentlich nicht, außer wenn ich mit den Kindern mit dem Taxi zum Tennis fahren muss. Dort sitze ich dann nämlich eine Stunde in der Kälte und gucke ihnen zu. Aber zum Glück fährt die Mutter meistens mit ihnen dorthin und ich bleibe zuhause und bereite das Abendessen zu. Ein Au pair zu haben ist schon ziemlich praktisch, denn ich mache eigentlich die Aufgaben, auf die die Eltern keine Lust haben, wie z.B die Kinder zu Aktivitäten zubringen, abzuholen, zu duschen und Hausaufgaben zu machen.
Das Duschen ist der Tiefpunkt meines Arbeitstages. Bis ich die drei davon überzeugt habe sich auszuziehen, in die Badewanne zu gehen (sie wollen erst nie rein und wenn sie einmal drin sind nicht mehr raus), sich anzuziehen und die Haare geföhnt habe, vergeht eine Ewigkeit und diese Zeit fehlt mir dann z.B wenn ich das Abendessen zubereiten soll.
Das Haare föhnen ist jedes Mal eine Sache für sich. Es ist unglaublich heiß im Bad (Zentralheizung) und ich muss allen drei die Haare föhnen. Irgendeiner ist immer am meckern, aber am schlimmsten ist Carlota, der die Temperatur des Föhns grundsätzlich immer zu warm ist und die den Kopf nach unten hängen lässt, sodass ich um sie herum springen muss. Manchmal platzt mir da echt die Geduld, weil mir selber extrem warm ist und quengelnde Kinder da ein absoluter Albtraum sind. Die Kinder müssen jeden Tag duschen, alle zwei Tage mit Haare waschen und bekommen auch alle zwei Tage einen anderen Schlafanzug. Somit sind sie stets klinisch rein.

Das mit der Zentralheizung ist unglaublich nervig. Es sind stets 25 Grad und es gibt keine Möglichkeit diese blöde Heizung auszuschalten. Ich bin abends teilweise echt am Schwitzen und nachts ist es einfach unerträglich stickig in meinem Zimmer. Ich öffne zwar immer die Fenster, aber da diese zum Innenhof hinausgehen, weht kein Wind. Das Konzept des Innenhofes ist sowieso eine blöde Sache, da jedes kleinste Geräusch hallt und es dadurch mit geöffneten Fenster ziemlich laut werden kann. Außerdem stinkt es oft extrem, da die Abwasserkanäle dort verlaufen und es in Spanien generell ein Problem mit dem Geruch von den Kanälen gibt. Also muss ich mich nachts oft entscheiden, ob ich Hitze oder den stinkenden Geruch bevorzuge.

Was mich auch unglaublich sauer macht, ist wie viel Plastik hier in Spanien verwendet wird. Es gibt keinen Pfand, wodurch die ganzen Plastikflaschen nach einmaligen Gebrauch im Müll landen. Außerdem bekommt man hier für jeden Kleinigkeit im Geschäft eine Plastiktüte. Ich lehne diese grundsätzlich ab, wodurch ich eigentlich nur irritierte Blicke ernte. Auch wurde mir schon gesagt wie ökologisch ich doch denken würde und dass mehr Leute diese Denkweise haben sollten. Mein Kommentar ist dann grundsätzlich, dass man ja auch einfach keine Plastiktüten ausgeben muss, was die meisten aber nicht so lustig finden. Die Spanier sind was Umweltbewusstsein angeht ähnlich die die Amerikaner. Wir trennen unseren Müll hier mehr oder weniger, dass heißt Essensabfälle und Plastik kommen zusammen und Tetrapacks mit Dosen. Ich hatte auch schon eine ziemlich hitzige Diskussion mit einem Spanier, der seinen Müll auf den Boden geworfen hat. Der war doch tatsächlich der Meinung, dass er anderen Leuten damit einen Gefallen tun würde, denn ohne seinen Müll hätte die Stadtreinigung keine Arbeit und er würde da dadurch bei der Entstehung von Arbeitskräften mithelfen. Das Traurige ist, dass er wirklich so denkt und nicht versteht, dass man seinen Müll auch einfach in den 2 m entfernten Abfalleimer werfen könnte.

In Valencia gibt es eigentlich alle paar Wochen größere Demonstrationen. Die letzte war gegen Frauengewalt und es waren unzählige Menschen mit Trommeln und Plakaten auf der Straße. Ich bin sogar einen Teil mitgegangen, weil es einfacher war mit der Masse zu gehen, statt es auf dem Bürgersteig zu versuchen. Mir gefallen diese Demos sehr, weil sie immer friedlich ablaufen und gut organisiert sind. 
Insgesamt ist die Organisation bei Veranstaltungen in Valencia sehr gut. Auf dem Plaza del Ayuntamiento ist eigentlich jede Woche irgendwas, ob Live Konzerte, Puppenspiele, Verkaufsstände oder Karuselle, es ist immer was los. Jedenfalls sperrt die Polizei alles ab, sodass Autos unmöglich in die Nähe des Platzes kommen können. Auch befinden sich in der Stadt täglich bewaffnete Polizisten, die ganz locker ein Gewehr rumlaufen. Ich weiß teilweise nicht, ob ich mich dadurch sicherer oder bedroht fühle, aber nach der Sache in Barcelona kann ich diese Sicherheitsvorkehrungen auch verstehen.





Donnerstag, 30. November 2017

Teruel und Albarracín

Meine Sprachschule veranstaltet jeden Tag kleine Aktivitäten in Valencia und am Wochenende meistens einen Ausflug. Da ich nachmittags und Samstag arbeiten muss, konnte ich bisher nicht an einem einzigen Auflug teilnehmen.. Jedenfalls ging der letzte Ausflug nach Teruel und Albarracín und Natalie und ich sind einfach einen Tag später als die in der Sprachschule dahin gefahren und haben uns alles angeguckt. Nach einer zweistündigen Autofahrt waren wir so ziemlich mitten im
Nirgendwo.

Teruel liegt in Aragonien und existiert seit 1171. Früher haben dort wohl Araber und Christen friedlich zusammen gelebt und die Stadt ist noch immer von arabischen Bauwerken, die übrigens teilweise zum Unesco Weltkulturerbe gehören, gekennzeichnet. Als wir da waren fand so eine Art Volkfest statt und die Einwohner waren verkleidet und spielten die unterschiedlichen geschichtlichen Epochen der Stadt durch. Durch die Musik und die alten Häuser hat man sich sofort wohl gefühlt und man hatte einfach ein richtiges ''Spanien-Feeling''.







Anschließend sind wir nach Abarracín gefahren. Das 1000 Einwohner Dorf liegt auf dem Berg Sierra  und stammt aus dem Mittelalter. Die Häuser des Städtchen sind aus rotem Stein gebaut und unterscheiden sich kaum von den umliegenden roten Bergen. Außer ein paar Touristen war es dort übrigens wie ausgestorben, was den Charme der Stadt noch einmal unterstützt hat. In Albarracín gibt es keinerlei Schnick-Schnack und es ist so, als würde Zeit in diesem Dorf gar nicht existieren.
Um Albarrcin herum sind noch die alten Stadtmauern aus dem 11 Jhd. zu erkennen und dort sind wir natürlich hoch gelaufen. Auch wenn es anstrengend war, hat sich der Aufstieg für den Ausblick wirklich gelohnt.










Donnerstag, 16. November 2017

Snob oder Bettler

Selten sind mir die Unterschiede zwischen arm und reich so sehr aufgefallen wie hier in Valencia. Mir war zwar bekannt, dass es in Spanien keine große Mittelschicht gibt, aber das die Schere so weit auseinanderklafft, war mir nicht bewusst.
Wenn ich gegenüber Valencianern erwähne in welcher Straße ich wohne, dann wird das nur abwertend mit Pijos kommentiert, was so viel heißt wie Snobs oder Schickimicki. Meine Straße hier gehört wohl zu den absoluten Nobelvierteln in der Stadt und nur die wenigstens können sich dort eine Wohnung leisten.
Auch an der Bushaltestelle fällt mir jedes Mal wieder auf, wer die Eltern der Kinder sind und wer das Kindermädchen. Die Mütter tragen meistens Kostüme, hohe Schuhe und natürlich teure Handtaschen. Daneben sieht man dann normal gekleidete dunklere Spanierinnen, die neben den blond gefärbten Frauen in Kostüm natürlich promt auffallen. In Spanien sind die Menschen normalerweise vom Hautton etwas dunkler und haben braune Augen und Haare. Aber an der Bushaltestelle sieht man diese typischen südländischen Merkmale wirklich nur bei den Kindermädchen. Es ist wirklich verrückt, aber hellerer Hautton und Haare scheinen in diesem Viertel automatisch Reichtum zu symbolisieren. Das es diesen Unterschied zwischen arm/reich, dunkel/hell auch in Spanien gibt, finde ich einfach unglaublich schade. Erst habe ich gedacht, dass ich mir das einbilde, aber nach gut zwei Monaten Beobachtungen kann ich die ''Reichen'' und die ''Mittelschicht'' auf meiner Straße schon gut anhand des Aussehens unterscheiden (Ja ich weiß, sind auch nur Vorurteile, aber leider bewahrheiten sie sich hier um Großteil).
Meine Gastmutter gibt mal eben so 17 Euro pro T-shirt der Schuluniform für die Kinder aus, aber auf der anderen Seiten geht sie mit einer Armani Handtasche im 1 Euro Shop Teddi einkaufen. Verrückt oder?
Auch kann man die Kinder von Privatschulen schon von weitem anhand der Schuluniform erkennen. Diese ist typisch englisch und besteht aus Rock, Kniestrümpfen, Lackschuhe und Poloshirt. In Valencia gibt es viele Privatschulen, katholische, englische und auch deutsche. Pro Kind und Jahr kosten diese ca. 6000 Euro und dann bezahlt man natürlich noch für die Uniformen, Nachmittagsaktivitäten etc. ''Meine'' Kinder wissen für ihr Alter schon recht viel und vor allem Carlota spricht verdammt gut englisch. Trotzdem haben mir schon zwei Lehrer gesagt, dass die Lehrer von Privatschulen zum einen weniger verdienen und zum anderen ein bestimmtes Examen nicht gemacht haben, welches ihnen erlaubt auf einer öffentlichen Schule zu unterrichten. Die Lehrer der Privatschulen sind also keineswegs besser, als die auf öffentlichen Schulen, aber trotzdem geht jedes reiche Kind hier auf eine Privatschule.
Am Wochenende sind die Kinder natürlich auch stets gut gekleidet- und zwar im Partnerlook. Es scheint bei Spaniern der gehobeneren Klasse so üblich zu sein seine Kinder gleich zu kleiden. So sieht man also im Park oder Restaurants immer wieder Geschwister, die die gleichen Kleider, Farben und Muster tragen. Es ist wirklich alles genau aufeinander abgestimmt.

Die Schattenseite von meinem Viertel befindet sich eigentlich an so ziemlich jeder Straßenecke in Form von Bettlern. Diese haben meist mehrere Hunde und Katzen und sitzen auf dem Boden. Viele von ihnen haben Schilder in mehreren Sprachen auf denen ''Ich habe Hunger'' steht, manche sind aber so dreist und belästigen einen im Straßencafe. Bei den Bettlern handelt es sich größtenteils um jüngere Spanier, denen ich glaube, dass sie auf der Straße leben. Aber viele sind auch aus Osteuropa und sitzen vor Kirchen etc und sagen, dass ihre Kinder Hunger leiden müssen, obwohl sie heimlich ihre Zigaretten hinter dem Rücken verstecken. Mir bricht es vor allem das Herz an älteren Bettlern vorbei zu gehen. Viele von ihnen haben wahrscheinlich ihr ganzes Leben hart gearbeitet und können von der kleinen Rente nicht leben.

In Spanien liegt die Jugendarbeitslosenquote bei über 37% und ist damit hinter Griechenland Spitzenreiter. Deutschland liegt mit nur 6,4% auf dem letzten Platz. Die momentane kritische Situation mit Katalonien und die Korruption im Lande machen das Ganze auch nicht besser.
Man merkt den Jugendlichen hier an, dass viele besorgt um ihre Zukunft sind und auch ein Uniabschluss ist hier schon lange keine Garantie mehr auf einen Job.
Anfangs war ich sehr verwundert, dass es hier eine deutsche Privatschule gibt, in der die Schüler genau das gleiche lernen wie ich früher und in der sie auch das deutsche Abitur erlangen können. Jetzt weiß ich aber, dass viele hier Deutschland bewundern und unbedingt dort studieren und arbeiten wollen. Grade deswegen sind deutsche Au-pairs hier auch unglaublich beliebt, denn die Eltern möchten die Sprachkenntnisse ihrer Kinder so gut es geht verbessern.

 Auch meine Gasteltern wollen nur das Beste für ihre Kinder, aber meiner Meinung nach haben sie viel zu viele Akitvitäten. Sie sind von halb 9 bis 17 Uhr in der Schule, bzw im Schulbus. Nach dem eigentlichen Unterricht haben sie noch Aktivitäten wie Fußball, rythmische Sportgimnastik und Judo. Anschließend hole ich sie vom Bus ab und wir gehen Montags zum Kommunionsunterricht, Dienstags zum Tennis, Mittwochs hat Calota erst Klavierunterricht und dann kommt die Psychologin, um mit allen über Emotionen zu sprechen, und Donnerstag haben sie dann nochmal Tennis und anschließend hat Carlota Klavierunterricht. Die Tage sind also ziemlich vollgepackt, aber trotzdem müssen sie zwischendurch noch ihre Hausaufgaben machen und üben. An ihrer Stelle wäre ich damit total überfordert.

Freitag, 3. November 2017

Albufera Naturpark

Der Naturpark Albufera liegt etwa 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt und gilt als einer der wichtigsten Feuchtgebiete Spaniens. Ich bin durch Zufall mit dem Bus in der Dämmerung an dem See lang gefahren und wenn ich mir sicher gewesen wäre, dass nochmal irgendwann ein Bus dort lang fährt, dann wäre ich auch ausgestiegen. Aber ich traue den Bussen hier immer noch nicht und deswegen musste der Besuch des Parkes einige Wochen warten.
Wir sind erst relativ spät am See angekommen und die Sonne ging extrem schnell unter.. Naja, auch hier muss irgendwann der Winter kommen. Die Fotos wurden innerhalb einer Stunde gemacht und die Farbunterschiede sind in echt noch tausend mal intensiver. Es war wirklich sehr schön den Sonnenuntergang zu beobachten und die Atmosphäre am See war unglaublich idyllisch. Es waren recht viele Leute dort, um Fotos zu machen oder sich einfach den Sonnenuntergang anzuschauen, aber trotzdem war es angenehm still. Teilweise ist der See übrigens 6 km breit und wird an einigen Stellen durch Kanäle mit dem Meer verbunden. Heute ist der Süßwassersee etwa 3'000 Hektar groß und während der Römerzeit soll er noch das zehnfache Ausmaß gehabt haben und deswegen ''al buhayra'' (kleines Meer) genannt worden sein. Besonders beliebt sind daher auch die Bootstouren (siehe Fotos). Albufera ist außerdem bekannt für sein großes Reisanbaugebiet und es finden sich viele typisch valenzianische Restaurants in der Umgebung, die Paella etc anbieten. Zum Naturpark gehören neben dem See noch etwa 21'000 Hektar Feuchtgebiet, welches ich mir aber bisher noch nicht angeguckt habe. Aber vielleicht setzte ich das ja noch zusammen mit den anliegenden Fischerdörfern auf meine To Do Liste :)


Mittwoch, 1. November 2017

Feliz cumpleaños

Es ist jetzt bereits das zweite Mal, das ich meinen Geburtstag nicht mit meiner Familie und Freunden feiern konnte. Normalerweise zähle ich die Tage bis zu meinem Geburtstag gerne runter, aber diesmal war die Vorfreude, wie auch damals in Amerika schon, nicht so groß. Jedenfalls habe ich das beste draus gemacht und hatte trotzdem einen schönen Tag.

Beim Frühstück habe ich zwei gemalte Bilder und ein Foto mit ''Te queremos'' (wir lieben dich) von den Kindern bekommen. Nach der Schule bin ich dann in die Stadt gegangen und habe meine freien 3.5 Stunden voll ausgenutzt, indem ich in so ziemlich jedem Laden auf der Hauptstraße war. Ich habe jetzt 3 neue Jeans, eine Chino Hose und eine superteure Strumpfhose, die ich mir sonst niemals gegönnt hätte. Zudem war ich bei Starbucks und habe mir für stolze 5 Euro einen Muffin und eine Zimtschnecke gekauft. Ihr seht also, ich war ausnahmsweise mal sehr spendabel und habe mich großzügig beschenkt. Nach den zwei Teilchen war ich ziemlich voll, aber ich dachte mir, dass wenn es schon nicht Omas Kuchen gibt, dann kann ich mir das auch mal gönnen. Zuhause hat mich dann jedoch meine Gastmutter mit einer Torte überrascht.

Nachdem ich die Kinder vom Bus abgeholt habe, sind wir nach Hause gegangen und es gab Torte als Merienda. Vorher haben die Kinder allerdings für mich gesungen und die Kerzen angezündet. Bunte Pappteller von Disney gab es übrigens auch, also mein 21. Geburtstag ähnelte stark einem Kindergeburtstag. Nach dem Essen haben die Kinder mir noch ein Geschenk überreicht (eine Tasche, eine Federmappe und dazu das passende Notizbuch von Mango). Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut, weil ich Geschenke und die Torte nicht wirklich erwartet habe.
Der Rest vom Tag war ein wenig stressig, weil ich mit den Kindern viel hin und herlaufen musste und
zwischendurch immer wieder angerufen wurde. Ich habe mich aber sehr über die ganzen Nachrichten und Anrufe gefreut. Es ist immer wieder schön, wenn jemand an dich denkt, obwohl du so weit weg bist.

Als ich dann Feierabend hatte, bin ich zusammen mit Natalie und zwei Freunden von ihr essen gegangen. Es gab ein mediterranes Buffet mit Paella, Salaten, Fleisch etc. Wieder einmal habe ich es bereut, dass ich mittags die zwei Teilchen und zusätzlich noch 3 Stücke Kuchen gegessen habe. Hunger hatte ich überhaupt nicht, aber  habe trotzdem alles probiert und es war lecker :)
Nach dem Essen sind wir noch zum Plaza de Ayuntamento gegangen und als mein Geburtstag dann vorbei war, bin ich nach Hause gelaufen.

Gestern haben Natalie und ich dann meinen Geburtstag nach gefeiert. Halloween ist hier ein ganz großer Deal und die Menschen feiern schon seit Freitag. Jedenfalls hatte ich einen guten Abend und war erst um 8 Uhr morgens zuhause (sagt ja alles ;) ).

Insgesamt hatte ich also einen schönen Geburtstag. Aber nächstes Jahr bin ich ganz sicher zuhause, denn ihr alle habt mir schon sehr gefehlt.

Fin de semana

Am Wochenende hatten die Kinder eine Veranstaltung im Rahmen der Fallas. Die Fallas ist ein valencianisches Frühlingsfest, welches 4 Tage la...