Sonntag, 1. Oktober 2017

La vida cotidiana

Mittlerweile bin ich im spanischen Alltag angekommen und fühle mich immer mehr wie zuhause.

Mein Tag beginnt hier mehr oder weniger um 7:30 Uhr, wenn die Haushälterin kommt. Astrid ist etwa in meinem Alter und kommt jeden Tag für 4 Stunden, um die Kinder für die Schule fertig zu machen und zu putzen, waschen, bügeln und einzukaufen. Es ist noch immer ungewohnt eine Haushälterin zu haben und auch wenn ich meine Wäsche nicht waschen oder bügeln müsste, so mache ich es doch lieber selber. Aber praktisch ist es auf jeden Fall, denn so fällt jede Hausarbeit für mich weg und ich muss mich wirklich nur um die Kinder kümmern.
Um 8:30 Uhr geht dann mein Wecker und ich mache mich für die Sprachschule fertig. Der Schulbus holt die Kinder immer um 8:20 Uhr ab und meistens verlassen die Eltern das Haus dann auch gegen 9 Uhr, sodass Astrid und ich morgens alleine sind.
Die Sprachschule fängt um 9:30 Uhr an und da ich innerhalb weniger Minuten dort bin, muss ich erst recht spät loslaufen (Ich schaffe es trotzdem immer wieder zu spät zu kommen).

Die ersten zwei Wochen war ich noch im A2 Kurs (A1 ist für Anfänger) und ziemlich enttäuscht, dass ich so schlecht eingestuft wurde. Aber naja, da zeigt sich wieder einmal, dass Schule und Ausland zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
Aber da ich das Examen letzte Woche bestanden habe, bin ich jetzt im B1.1 Kurs. Die Schule testet alle 4 Wochen unsere Fortschritte, indem wir ein Examen schreiben, welches Leseverstehen, Hörverstehen, Schreiben und Sprechen umfasst. Man muss mind. 80 von 100 Punkten erreichen, um in den nächst höheren Kurs zugelassen zu werden.
In meinem jetzigen Kurs sind 8 Schüler zwischen 16 und 28 Jahre. Wir sind Deutsche, Russen, Schweizer und Chinesen und alle bleiben unterschiedlich lang in der Sprachschule.
Wir  haben zwei Lehrer, die uns jeweils 2 Stunden unterrichten. Der Unterricht an sich ist gut durchgeplant und wir schaffen jeden Tag 1-2 Kapitel im Buch (in der Schule haben wir dafür Wochen gebraucht). Teilweise ähnelt der Unterricht dem in der Schule schon sehr, aber wir arbeiten hier mehr in Gruppen und natürlich läuft alles nur auf Spanisch. Man muss jedoch auch relativ viel zuhause erarbeiten und neben den Hausaufgaben Vokabeln etc. lernen.
Um 13:30 Uhr ist der Unterricht vorbei. Die Sprachschule bietet jeden Tag Aktivitäten wie z.B Paella essen, Salsa Kurse, Museums oder Stadtbesuche, Fußball etc an, aber da ich nachmittags arbeiten muss, kann ich an sowas nur am Wochenende teilnehmen.
Übrigens ist die Sprachschule total schön und umfasst einen kleinen Deko-Pool, an dem wir uns während der Pausen aufhalten.

(Aufenhaltsbereich, Haus von außen, Eingangshalle, Klassenraum)
 






Nach der Schule habe ich bis 17 Uhr frei. Da ich mich vorgestern im Fitnessstudio angemeldet habe, werde ich wahrscheinlich in Zukunft dort meine Freizeit verbringen. Das Studio ist ca. 2 km von mir entfernt und ich kann dort problemlos mit dem Fahrrad hinfahren.
In Valencia gibt es Valenbisi, d.h für 30 Euro im Jahr kann man sich an unzähligen Orten in der Stadt ein Fahrrad ausleihen und es dann an eine beliebe Station wieder zurückbringen. An sich ist das natürlich ganz praktisch, aber ich hab mich damit am Freitag dermaßen verfahren, dass ich am Ende voller Wut und Frustration angefangen habe zu heulen. Eigentlich wollte ich mich nämlich mit Freunden in einem anderen Stadtteil treffen, aber das Navi auf dem Handy hat sich immer erst nach 500m aktualisiert und die Kilometeranzahl betrug nach einer Stunde Fahrt immer noch 4 km... Also bin ich dann zurück in die Stadt gefahren und habe diese blöde Fahrradstation, zu der ich das Rad bringen muss, nicht gefunden. Nach über 2 Stunden bin ich dann zuhause angekommen und habe rein gar nichts von diesem tollen Ausflug gehabt. Aber an sich ist Valenbisi super praktisch.

Um 17 Uhr kommen die Kinder von der Schule nach Hause. Zum Glück hält der private Schulbus nur 50m von der Haustür, sodass ich nicht weit laufen muss. Meistens verlangen die Kinder schon am Bus Merienda (Snack), weil sie die 3 Minuten, bis wir zuhause sind, nicht warten wollen.
Jeden Morgen liegt auf dem Tisch ein Zettel von der Mutter was es zur Merienda gibt, welche Aktivitäten oder Hausaufgaben anstehen und ob ich am Abend kochen muss.
So verbringen wir also an einem normalen Tag die erste Stunde mit Essen und Hausaufgaben/lernen, wobei ich finde, dass die Kinder eigentlich schon lange genug in der Schule waren und eigentlich frei haben sollten. Danach beschäftigen sich die Kinder eigentlich selber und spielen zusammen.
Am Abend dusche ich sie dann und ziehe ihnen den Schlafanzug an. Anschließend decke ich dann den Tisch, koche gegeben falls und nach dem Essen um 21 Uhr habe ich dann Feierabend und die Mutter bringt die Kinder ins Bett. Insgesamt bin ich eigentlich relativ selten mit den Kindern alleine, weil die Mutter eigentlich oft zuhause ist.
Zwei mal in der Woche bringe ich Carlota noch zum Klavierunterricht, aber wir brauchen zur Musikschule nicht einmal 3 Minuten.
Zudem kommt einmal in der Woche eine Psychologin, die mit den Kindern über Emotionen redet und ihnen hilft diese auszudrücken. Für die zwei Stunden reden bekommt die Dame dann 75 Euro. Ich habe selten so eine unnötige Geldausgabe gesehen, denn die Kinder sind absolut in Ordnung und meiner Meinung nach kann man es mit der Förderung auch übertreiben.
Wirklich stressig sind meine Arbeitstage hier nur, wenn Antonio mit einem späteren Bus hier ankommt, weil er Fussballtraining hat und ich gleichzeitig Carlota von der Musikschule abholen muss. Auch wenn beide Punkte nicht weit voneinander entfernt sind, ist es trotzdem stressig mit Laura herumzurennen.

Ich musste bisher erst 2 Mal kochen und zwar wirklich sehr einfache Gerichte. Wir essen hier viel Fisch und Fleisch, allerdings wird so gut wie gar nicht gewürzt und ich vermisse die deutsche Küche sehr. Letzte Woche sollte ich Fisch panieren und braten. Die Kinder durften sich dazu Kroketten aussuchen, also habe ich ihnen eine TK-Tüte vorgesetzt und gefragt, ob sie das wollen. Da sie ja gesagt haben, habe ich die ''Kroketten'' dann also in den Backofen geschoben und den Fisch gebraten. Als die Mutter dann zum Essen nach Hause kam hat sie mich etwas irritiert angeguckt, denn es gab Fisch mit Fisch. Die vermeintlichen Kroketten waren ebenfalls Fisch und zwar genau die selbe Sorte wie der andere Fisch, den ich zubereitet habe. Naja so gab es dann also Fisch mit Fisch,einmal halt aus der Pfanne und einmal aus dem Backofen. Nächstes Mal werde ich mir lieber alles übersetzten, bevor ich ein Fertigprodukt zubereite. (Kroketten sind hier übrigens immer mit gefüllt, also nicht denken, dass ich Kroketten von Fisch nicht unterscheiden kann)

Letztes Wochenende bin ich mit zum Strandhaus der Familie gefahren, da ich Freitagnacht babysitten sollte. Das Strandhaus ist richtig schön, hat einen Garten und ist 2 Minuten vom Strand entfernt. Die Familie fährt dort jedes Wochenende hin, aber meistens möchte ich nicht mit, da ich Freitag, Samstagnachmittag und Sonntag ja eigentlich frei habe und lieber was anderes machen möchte.
Jedenfalls waren wir dort mit dem Bruder von meinem Gastvater und dessen Familie in einem spanischen Lokal essen. Es wurde die typisch valencianische Paella für 12 Personen bestellt und die Pfanne war einfach unglaublich groß! Ich habe eine riesen Portion bekommen und angefangen zu essen. Es schmeckt eigentlich ganz gut, bis ich die Schnecken mit Fühler entdeckt habe. Als ich dann nachgefragt habe was das für Fleisch ist, wurde mir dann erklärt, dass es sich um Hühnchen und Nieren handelt. Mir wurde augenblicklich übel.. Vor lauter Angst, dass es sich um Innereien handeln könnte, habe ich dann auch die großen weißen Bohnen weggelassen, die aber tatsächlich nur Bohnen waren. Mit dem Essen hier kann ich mich nicht so wirklich anfreunden..



Am Wochenende bin ich normalerweise in der Stadt und am Strand und treffe mich mit anderen deutschen Au-pairs.
Als wir uns das erste Mal am Strand verabredet haben, hatte ich noch kein Valenbisi und wollte den Bus nehmen (10 Fahrten kosten hier  übrigens nur 8 Euro). Erst einmal hatte ich Probleme zu verstehen wann der Bus kommt, denn es gibt keine Anzeigetafeln wie in Deutschland. Stattdessen steht da einfach, dass der Bus alle 12-15 Min dort hält. Jedenfalls habe ich dann geduldig auf an der Haltestelle gewartet und zack, der erste Bus fährt an mir vorbei. Das hat mich schon etwas verunsichert, aber man hatte mir versichert, dass der Bus dort hält. Um auf Nummer sicher zu gehen, bin ich dann aber doch eine Station weiter gelaufen. Da war ich aber nicht erfolgreicher, denn auch der zweite Bus ist an mir vorbei gefahren. So langsam aber sich wurde ich ziemlich genervt und so bin ich noch eine Haltestelle weiter gelaufen. Dort habe ich dann endlich jemanden gefunden, der Englisch konnte und wieder einmal wurde mir versichert, dass ich an der richtigen Haltestelle stehe. Als ich dann gefragt habe, warum der Bus immer an mir vorbeifährt, hat man mich dann verdutzt gefragt, ob ich denn dem Bus nicht vermittelt hätte, dass dieser anhalten soll. Nein, darauf bin ich tatsächlich nicht gekommen, denn an einer HALTEstelle HALTEN normalerweise Busse. Naja, in Spanien läuft das ganze anders und beim dritten Bus habe ich dann mit beiden Händen gewunken und der Bus hat tatsächlich gehalten. Allerdings wollte er uns aus irgendeinem Grund nicht mitnehmen und so habe ich auf den vierten Bus gewartet, der mich dann aber endlich zum Strand gebracht hat.



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